Am 10.8.2020 war es im Südwesten Deutschlands sehr heiß. In der Rheinebene gingen die Temperaturen auf bis zu 36° hoch und damit auch die Schadstoffwerte, welche für Sommersmog typisch sind. Bei Ozon wurde an insgesamt 5 Stationen der LUBW und somit nahezu in der gesamten Rheinebene die Informationsschwelle von 180 µg/m3 pro Stunde überschritten. Der EU-Zielwert zum Schutze der menschlichen Gesundheit von 120 µg/m3 des gleitenden 8 Stunden-Mittelwerts wurde bereits seit Tagen in ganz Baden-Württemberg und großen Teilen von Deutschland überschritten. Dies zeigen die folgenden Karten des Umweltbundesamtes:
Maximaler Stundenmittelwert:
Maximaler gleitender 8-Stundenmittelwert:
Auch die Feinstaubwerte lagen verhältnismäßig hoch. Vor allem die PM 2,5-Werte erreichten Werte, die man eher im Winterhalbjahr vermutet. Sie erreichten an diesem Tag in der Fläche teilweise nahezu die Grenzwert-Empfehlung der Weltgesundheitsorganisation(WHO). Zeitweise lag auch NO2 über den Werten, die im Durchschnitt zu erwarten wären. Dazu ein Ausschnitt aus der von der Landesanstalt für Umwelt Baden-Württemberg (LUBW) veröffentlichten Tabelle für PM 2,5:
Diese hohen Schadstoffwerte kamen aufgrund der Wetterlage zustande. Die Hitzeperiode war u.a. versursacht durch hohen Druck in der Höhe. Dies führte zu Absinken der Luft und dadurch zu wolkenarmem Wetter mit intensiver Einstrahlung. Die entsprechende Schichtung der Atmosphäre am 10.8.2020 zeigt das Diagramm des Stuttgarter Ballonaufstiegs von 12z an diesem Tag:
Quelle: http://weather.uwyo.edu/upperair/sounding.html
Das Asinken der Luft in der Höhe bei einer solchen Wetterlage führt reglmäßig zu einer Inversion in ca. 5000 m Höhe. Sie ist auf der rechten dicken schwarzen Kurve als 'Knick', d.h. als Temperaturumkehr zu erkennen (die linke dicke schwarze Kurve zeigt den Taupunkt (Feuchte) mit zunehmender Höhe). In ca. 2000 m Höhe ist eine weitere Inversion zu erkennen. Vermutlich liegt sie über der Rheinebene bereits etwas tiefer als über Stuttgart.
Diese Inversion ist im Eingangsbild vom Gipfel des Belchen im Südschwarzwald aus ca 1400 m Höhe sehr gut als Grenze zur dreckigen Luft am Boden zu erkennen. Auf dem folgenden Bild sind an dieser Grenzschicht auch kleinere Wolken zu sehen, welche sich an dieser Grenze bilden, weil dort (siehe Ballonaufstieg) die Taupunktstemperatur und die Lufttemperatur eng zuammenliegen, d.h. dort ist durch die hohe Feuchte Wolkenbildung möglich:
Diese zweite Inversion sank im Laufe der Hitzeperiode immer weiter ab und dadurch stiegen die Schadstoffwerte am Boden.
Im weiteren Verlauf sank die Inversion auch über Stuttgart weiter ab und dadurch stiegen auch die Schadstoffwerte in der Region Stuttgart weiter an.
Diesen stetigen Anstieg zeigt die 7-Tages- Verlaufskurve der Ozonkonzentration in Stuttgart Bad-Cannstatt (Quelle: LUBW):
Am 11.8.2020 wurde die Informationsschwelle mit dem Spitzenwert von 172 µg/m3 nur knapp verfehlt. Dabei spielte auch eine Rolle, dass durch Wolkenbildung die Einstrahlung nicht mehr so stark war wie am Tag zuvor.