Kräftiger Sommersmog
Grenzwertüberschreitungen bei Ozon und NO2 sowie hohe Feinstaubwerte
(Stand 26.7.2018, Text teilweise identisch mit einem ähnlichen Artikel im letzten Jahr)

Die meisten Leute freuen sich über das Wetter in den letzten Tagen. Die Temperaturen sind hoch. Kaum ein Wölkchen ist zu sehen und die Sonne gibt ihr Bestes. Leider hat dies gerade in diesem Jahr wieder eine Schattenseite. Es entsteht  Sommersmog. Insbesondere die Ozonkonzentrationen stiegen an. Davon ist nicht nur Stuttgart, sondern auch das gesamte Land betroffen. Sogar vermeintliche Reinluftgebiete wie die Höhen des Schwarzwaldes oder der Schwäbischen Alb. Dort wurden teilweise sogar Spitzenwerte gemessen. In den Ballungsgebieten an viel befahrenen Straßen stiegen auch die Feinstaubwerte und vor allem auch die NO2-Werte an – insbesondere in Stuttgart.

Nachdem es in diesem Sommer bereits mehrere leichte Sommersmoglagen gab, wurden in den letzten Tagen bei den Schadstoffwerten der bisherige Höhepunkt des Jahres erreicht. So wurde gestern der Ozon-Schwellenwert von 180 µg/m3 [2]  im Land an 3 Stationen überschritten. Den Höchstwert hatte die Station Eggenstein bei Karlsruhe mit 184 µg/m3. Im Großraum Stuttgart lag der Höchstwert in Gärtringen bei 165 µg/m3.

Quelle: LUBW aktuelle Messdaten (leider keine Direktlink möglich, bitte O3 anwählen)

Der Ozon-Zielwert zum Schutz der menschlichen Gesundheit von 120 µg/m3 [1] wurde an allen offiziellen Messstationen des Landes außer in Ulm teils deutlich überschritten (siehe Titelkarte). Pro Kalenderjahr sind nur 25 Überschreitungen zulässig. An der Station Gärtringen steht der Zähler für dieses Jahr bei bereits 49 Überschreitungen.

Quelle: Die derzeitige deutschlandweite Hitliste des Umweltbundesamtes.(leider gibt es keinen Direktlink, daher bitte O3 auswählen)

In den nächsten Tagen wird sich dieser Zähler sicherlich weiter erhöhen. 

In Stuttgart wurde  der NO2- Kurzzeitgrenzwert von 200 µg/m3 (1-Stunden Mittelwert) am Neckartor bereits am Dienstag, 24.7.  zwei mal mit 204 bzw. 219 µg/m3 überschritten. Auch die Feinstaubkonzentration reagierte. Allerdings vor allem an verkehrsreichen Straßen. An der Hauptstätter Straße wurde der Grenzwert von 50 µg/m3 bereits am 21.7. mit 57 µg/m3 überschritten. Gestern, 25.7. lag der Tagesmittelwert bei 44 µg/m3. 

In den nächsten Tagen ist erst am Wochenende mit Entspannung zu rechnen, aber der Hochsommer ist noch nicht zu Ende und daher ist mit weiteren Grenzwertüberschreitungen zu rechnen.

Es ist erstaunlich, wie unterschiedlich der Sommersmog gegenüber dem Wintersmog gewertet wird. Während im Winter die Feinstaubproblematik ein heißes Thema ist und Presse und Öffentlichkeit sich intensiv damit auseinandersetzen interessiert den Sommersmog kaum jemand. Dabei sind davon sehr viel mehr Menschen betroffen und durch die Klimaerwärmung werden sich solche kritischen Wetterlagen in der Zukunft öfters einstellen. Zwar hat es in der Vergangenheit Erfolge bei der Minderung der Emissionen der Ausgangsstoffe gegeben, aber diese werden zumindest teilweise wieder kompensiert. Insbesondere die weitere prognostizierte Verkehrszunahme wirkt kontraproduktiv, da bei den Ausgangsstoffen der Ozonbildung (NOX und flüchtige Kohlenwasserstoffe) der Verkehrsbereich der Hauptverursacher ist.

Wir haben auf diese Problematik bereits seit Jahren hingewiesen. Es entsteht der Eindruck, dass bei der Bekämpfung der Luftverschmutzung politisch derzeit nur noch auf NO2 fokussiert wird weil in diesem Bereich unmittelbar Strafzahlungen der EU drohen. Für die Bürger ist aber der Gesundheits- und Umweltschutz viel wichtiger. Das Mindeste, was die Bürger erwarten können ist, dass sie über akute Gesundheitsgefährdungen informiert werden. Es kann z.B. nicht sein, dass, wie gestern, nur auf einer Expertenseite der LUBW darüber informiert wird, dass Grenzwertüberschreitungen des Ozon-Schwellenwertes zu erwarten sind. Es besteht vielmehr dafür eine rechtliche Informationspflicht der Öffentlichkeit gegenüber, d.h. eine solche Warnung muss auch die Öffentlichkeit erreichen, damit sich die Bürger darauf einstellen können. Wichtig ist dies vor allem für chronisch kranke und empfindliche Menschen.

Dabei kann man sich gerade vor hohen Ozonkonzentrationen durch eine einfache Verhaltensweise schützen: Die Werte haben einen ausgeprägten Tagesgang. Die höchsten Konzentrationen sind am späten Nachmittag und Abend zu erwarten. Daher sollte man körperliche Anstrengungen auf den Morgen verlegen. Warum ist es nicht möglich, diese Verhaltensempfehlung über die Medien zu verbreiten? Ebenso wäre es sinnvoll, wie beim Feinstaubalarm im Winter, die Autofahrer aufzufordern, Fahrten mit dem Kfz möglichst zu vermeiden. Im Unterschied zum Winter müsste dies allerdings nicht nur für die Stuttgarter Innenstadt gelten, sondern für das ganze Land.

 


[1] höchster gleitender 8-Stundenmittelwert während eines Tages

[2] Höchster 1-Stunden-Mittelwert