Selbst nach der minimalen Zielsetzung des Entwurfs, ist es möglich, dass dadurch nicht alle besonders betroffenen Anwohner bzw. Lärmschwerpunkte mit Pegeln über 60 db(A) bzw. 70 db(A) identifiziert wurden. Außerdem ist eine solche Karte für die Bürger die Karte mit der größten Aussagekraft. Denn die Bürger hören den Gesamtlärm, nicht den Einzellärm.
Fassadenpegel nach den deutschen Normen
Im Gegensatz zu den von der LUBW und dem EBA im Internet verfügbaren Karten nach der EU-Norm zeigen die von Soundplan erstellten zusätzlich Karten die Fassadenpegel nur für Pegel > 60 db(A) bei Nacht und >70 db(A) bei Tag. Dies entspricht nicht der Intension der EU-Verordnung, nachdem die Kartierungen ab 45 db(A) bei Nacht und ab 50 db(A) durchgehend bis zu den Fassadenpegeln dargestellt werden sollten. Die Bürger können sich daher nur grob informieren, welche Pegel an ihrem Haus vorhanden sind, wenn sie unter den im Entwurf festgestellten Pegeln liegen. Damit haben über 90% der Betroffenen eine unvollständige Information.
Darstellung der künftigen Lärmbelastung
Leider fehlt eine Kartierung der voraussichtlichen künftigen Verkehrsbelastungen. Damit ist es - entgegen der Vorgaben der EU-Verordnung- nicht möglich, Vorbeugung zu betreiben. Denn nur wenn man weiß, welche künftigen Belastungen auf die Stadt zu kommen, kann man vorbeugen bzw. überhaupt vernünftig planen. Dies ist in Leonberg vor allem bei den Autobahnen und der Bahnlinie sehr wichtig, weil absehbar ist, dass dort eine erhebliche Steigerung des Verkehrs zu erwarten ist.
Die Prognosen des Regierungspräsidiums aus den beiden Bauvorhaben ‚Verflechtungsstreifen A8/A81‘ und ‘Lückenschluss B 295‘ lassen vermuten, dass der Verkehr im Autobahnabschnitt Leonberg Ost bis Leonberg West bzw. Rutesheim bis 2025 erheblich zunehmen wird und der LKW-Anteil sich deutliche erhöhen wird. Leider weigert sich sowohl das Regierungspräsidium als auch das Ministerium bisher trotz mehrfacher Nachfrage, konkrete Zahlen zu nennen (siehe ...). Wir gehen von einer Erhöhung von bis zu 40.000 Kfz/Tag aus. Dies entspricht fast dem Verkehr einer zusätzlichen Autobahn und wird die Pegel und vor allem den Lärmteppich über Leonberg nochmals spürbar erhöhen bzw. in jetzt noch einigermaßen ruhige Gebiete deutlich ausdehnen.
Auch bei der Bahnlinie ist mit einer deutlichen Steigerung vor allem des stark belastenden Güterverkehrs zu rechnen. Dies zeigen aktuelle Prognosen der Bahn AG. Ein großer Unsicherheitsfaktor ist dabei, ob sich die Eröffnung des Gotthard-Basis-Tunnels im nächsten Jahr auf unsere Strecke auswirken wird. Die Rheintalbahn ist lt. Informationen der Bahn AG zwischen Offenburg und Basel bereits heute überlastet. Der Ausbau ist zwar geplant, aber bis die Ausbaustrecke in Betrieb genommen wird dauert es noch sehr viele Jahre bzw. Jahrzehnte (siehe aktuelle Bundestagsvorlage Offenburger Tunnel). Die Gäubahn bietet sich als Ausweichstrecke geradezu an, v.a. nachts, und damit würden solche zusätzliche Güterzüge durch Leonberg fahren.
Vor diesem Hintergrund bitten wir um die Einholung realistischer Prognosen bei den Baulastträgern dieser internationalen Verkehrswege und die Erstellung von Prognosekarten sowie die Ausrichtung der Lärmschutzmaßnahmen an diesen Prognosen.