Pressemitteilung des VCD, BUND,KUS und AGVL vom 5.8.2020
Die AGVL hat zusammen mit dem Verkehrsclub Deutschland (VCD) Stuttgart,, dem Bundes für Umwelt und Naturschutz (BUND) Stuttgart, und dem Klima und Umweltbündnis Stuttgart (KUS) ein Pressemitteilung herausgegeben. Hintergrund ist die mangelnde Information der Öffentlichkeit und bei Sommersmoglagen letzte Woche und die Befürchtung, dass die vermutlich noch deutlich längere Sommersmoglage in den nächsten Tagen auch wieder unbeachtet bleibt. Der Text der Pressemitteilung ist im folgenden dargestellt. Die komplette Pressemitteilung ist als pdf-Datei hier abrufbar.
Text der PM
Jedes Jahr das gleiche Spiel: Das heiße Sommerwetter treibt die Ozonwerte hoch. So auch wieder in der letzten Woche vom 30.7. bis zum 1.8.2020. Der EU- Grenzwert (offiziell: Informationsschwelle) wurde in Baden- Württemberg in großen Gebieten, darunter auch in der Region Stuttgart, teilweise deutlich überschritten. Der EU Zielwert zum Schutz der menschlichen Gesundheit wurde sogar an 3 Tagen vom 30.7. bis zum 1.8. flächendeckend überschritten. Auch die Feinstaubwerte und die NO2-Werte sind in diesem Zeitraum angestiegen. Es herrschte also Sommersmog. Aber die Bevölkerung wurde darüber auch dieses Jahr wieder nur unzureichend informiert. Auch in der Presse war dies kaum ein Thema.
Dieses Jahr ist dies besonders kritisch zu sehen, da vor allem Ozon die Atemwege akut angreift, also genau die Bereiche des Körpers schwächt, die auch vom COVID 19- Virus angegriffen werden. Daher kann nicht ausgeschlossen werden, dass bei empfindlichen Personen das Infektionsrisiko und/oder die Schwere einer Erkrankung an COVID 19 negativ beeinflusst werden könnten.
Offensichtlich haben die Politik und die Behörden (und die Medien) nach wie vor wenig Interesse, dass die Öffentlichkeit und vor allem gesundheitlich betroffene Bürger tatsächlich etwas von der schlechten und daher gesundheitlich bedenklichen Luftqualität bei solchen Wetterlagen erfahren.
Dabei besteht nach der entsprechenden EU-Verordnung eine ausdrückliche und detailliert beschriebene Informationspflicht gegenüber der Öffentlichkeit. Dazu gehört vor allem auch, dass bereits gewarnt wird, wenn aufgrund der Wetterlage Überschreitungen zu erwarten sind. Gerade bei den Ozonwerten ist dies wichtig, weil die Ozonkonzentrationen einen deutlich ausgeprägten Tagesgang haben. Am Morgen sind sie meist noch relativ gering. Ihren Höhepunkt erreichen sie meist erst am frühen Abend. Die Leute können also durch ihr Verhalten selbst ihr Gesundheitsrisiko zumindest teilweise steuern. Es ist gerade für betroffene Bürger nicht nachvollziehbar, dass mit ihrem Steuergeld ein teures Messnetz betrieben wird, aber wenn es darauf ankommt, die für seine Gesundheit wichtigen Informationen ihn nicht erreichen. Vor dem Hintergrund der heutigen technischen Möglichkeiten ist dies ein Armutszeugnis. Hier sind insbesondere das zuständige Gesundheitsministerium, aber auch die öffentlich rechtlichen Rundfunkanstalten und generell die Medien gefordert. In den Verkehrsmeldungen wird jedes noch so kleine Hindernis auf einer Straße gemeldet, wenn aber ein akutes Gesundheitsrisiko für Millionen von Bürgern besteht, hört man davon nichts. Ein solches Verhalten kann man gerade in Corona-Zeiten nur als grob fahrlässig bezeichnen.
Bereits im Jahre 2018 haben die Stuttgarter Umweltverbände auf diese Missstände hingewiesen und sie im Detail beschrieben. Leider hat sich seither die Situation nicht verbessert, sondern eher verschlechtert. So scheint z.B. ein wichtiges weiteres Kriterium für die Ozonbelastung, der so genannte ‘EU- Zielwert zum Schutze der menschlichen Gesundheit‘ seitens der Behörden in Baden-Württemberg nun völlig ignoriert zu werden. Jedenfalls ist dieser Zielwert nicht mehr in der Übersicht über den Stand der Grenzwertüberschreitungen der LUBW und als Grafik bei den Immissionswerten enthalten, obwohl er seit seiner Einführung durch die EU im Jahre 2010 in vielen Städten Baden-Württembergs und insbesondere in der Region Stuttgart nie eingehalten werden konnte. Es stellt sich die Frage, was eine EU-Verordnung soll, die von den Behörden nicht beachtet wird und daher auch keine konkreten Konsequenzen zur Folge hat.
Dies geschieht vor dem Hintergrund, dass aufgrund des Klimawandels in den nächsten Jahren die Ozonwerte aufgrund des Klimawandels eher steigen als fallen werden.
Aus aktuellem Anlass weisen wir darauf hin, dass ab Donnerstag 6.8.2020 eine längere Hitzewelle ansteht und daher über mehrere Tage wieder Grenzwertüberschreitungen zu erwarten sind. Eigentlich müssten entsprechende Warnungen bereits in den Medien (z.B. beim Wetterbericht) zu hören und zu sehen sein.