Der prinzipielle Zusammenhang zwischen Wetter und der Corona Pandemie ist inzwischen sicherlich unbestritten. Schließlich erfasste nach dem Abflauen des Pandemiegeschehens im Sommerhalbjahr eine zweite noch größere Welle als im Frühjahr die gemäßigten Klimazonen und insbesondere auch Deutschland.
Die derzeitige Lehrmeinung zum Wettereinfluss ist allerdings recht einfach: Durch das kältere Wetter halten sich die Leute mehr in Innenräumen auf. Dort sind sie enger zusammen, die Ansteckungsbedingungen sind viel besser als im Freien und daher stecken sich die Leute vermehrt an (im folgenden ‘Inneneffekt‘ genannt). Ein direkter Wettereinfluss auf die Pandemie wird als vernachlässigbar eingeschätzt.
Die Virologen können aber den derzeitigen Verlauf der Infektionszahlen momentan mit ihren Mitteln offensichtlich nicht mehr gut erklären.
Der Lockdown Light, der am 2. November verhängt wurde, hatte kaum Wirkung. Die Verlaufskurven in den Regionen/Städten entsprechen mindestens seit Anfang November nicht dem typischen Verlauf eine Epidemie/Pandemie und die regionalen Unterschiede sind immer größer geworden, obwohl in Deutschland weitgehend die gleichen Regeln gelten. Selbst der Unterschied zwischen den großen Städten und den ländlichen Gebieten ist vor allem in Süd- und Ostdeutschland zumindest zeitweise nicht mehr vorhanden. Es muss also noch andere Faktoren geben, die den Pandemieverlauf maßgeblich beeinflussen.
Ein wichtiger Faktor könnte das Wetter sein. Dazu habe ich ein Diskussionspapier erstellt. Auf der Basis eines Wetterindex wird ein Vergleich des Wetterablaufs mit der Zahl der Infizierten für mehrere Städte und Regionen in Deutschland durchgeführt. Der Zusammenhang zwischen dem Wetterverlauf und dem Verlauf der Infektionszahlen ist in allen Städten/Regionen deutlich ausgeprägt. Selbst größere lokale Unterschiede sind mit dem Wetterindex meist plausibel erklärbar.Ein Zusammenhang der beiden Verlaufskurven ist deutlich erkennbar. Das Papier beschreibt jedoch nicht nur eine Korrelation, sondern auch einen wahrscheinlichen Kausalzusammenhang bei der Ansteckung. Hintergrund ist dabei, dass inzwischen klar ist, dass der Hauptansteckungsweg über Aerosolübertragung läuft. Im Gegensatz zur derzeitigen Lehrmeinung gibt es gute Argumente, welche nahelegen, dass die Wahrscheinlichkeit für Aerosolübertragung praktisch nicht nur in Innenräumen erfolgen können, sondern dass Außenübertragungen eine nicht vernachlässigbare Rolle spielen können.
Vor diesem Hintergrund würde es sich daher lohnen, die gezeigten Zusammenhänge als Impuls für die Wissenschaft zu sehen, der Sache näher auf den Grund zu gehen. Insbesondere sollten konkrete Messungen der Konzentration von Viren im Außenbereich vorgenommen werden. Dabei sollten besonders Bereiche in Städten untersucht werden, wo potentiell günstige Bedingungen für die Anreicherung von Aerosolen vorhanden sind. Diese Messungen müssten bei verschiedenen Wetterlagen und an topografisch unterschiedlichen Standorten durchgeführt werden.
Es sei darauf verwiesen, dass bei einer Bestätigung der dargestellten These die Pandemieverläufe wesentlich besser als bisher vorhergesagt werden und sogar lokale Unterschiede berücksichtigt werden könnten. Schließlich kann man das Wetter meist eine Woche vorher recht gut vorhersagen und man hätte nicht erst zum Meldezeitpunkt der Fallzahlen eine verlässliche Beurteilungsgröße, sondern schon mindestens eine Woche früher. Es wäre dann möglich, die jetzigen Modelle, welche viele andere Faktoren des Infektionsgeschehens bereits berücksichtigen, deutlich zu verbessern.
Das Papier ist als pdf-Datei unter diesem Link verfügbar:
Welche Rolle spielt das Wetter beim Verlauf der Infektionen der Corona Pandemie?
Aktualisierungen der Städte/Regionen- Diagramme finden sich hier:
Aktueller Wetterindex und Fallzahlen